Eine persönliche Transformation
Vor vielen Jahren, Anfang der 2000er Jahre, wurde bei mir die Diagnose Bipolar II gestellt. Bis zu diesem Punkt war es eine herausfordernde Zeit, in der ich mich oft von meinen Gedanken und Gefühlen überwältigt fühlte. Doch mit der Zeit und mit Hilfe der Achtsamkeitspraxis begann sich etwas zu verändern.
Achtsamkeit lehrte mich, meine Gedanken und Emotionen mit einer gewissen Distanz zu betrachten. Ich erkannte, dass meine Gedanken nicht die absolute Wahrheit sind, sondern nur vorübergehende Ereignisse in meinem Geist. Das war eine befreiende Erkenntnis, die es mir ermöglichte, mich weniger von meinen Gedanken belasten zu lassen.
Durch regelmäßige Achtsamkeitsübungen wie Meditation, Body Scan und Yoga lernte ich auch, meinen Körper besser wahrzunehmen. Ich entwickelte ein feineres Gespür dafür, wann sich Stress in meinem Körper aufbaut und eine Episode droht. Diese frühzeitige Warnung gibt mir die Möglichkeit, rechtzeitig gegenzusteuern und mich selbst zu schützen.
Ein weiterer wichtiger Schritt auf meinem Weg war die Schaffung eines unterstützenden Umfelds. Indem ich lernte, was mir in stressigen Situationen hilft, konnte ich Freunde, Familie und auch das passende berufliche Umfeld gezielt um mich versammeln. Das gibt mir zusätzliche Sicherheit und das Vertrauen, dass ich nicht alleine bin, wenn es darauf ankommt.
Durch die Kombination von Achtsamkeit und einem unterstützenden Umfeld konnte ich auch meine Selbstwahrnehmung verbessern. Ich lernte, frühe Anzeichen von hypomanischen oder depressiven Episoden zu erkennen und angemessen darauf zu reagieren. Anstatt mich von Angst und Panik überwältigen zu lassen, entwickelte ich eine proaktive Herangehensweise, um mich selbst zu unterstützen und die Episode zu managen.
Auch heute kenne ich noch Episoden, doch ich fühle mich ihnen nicht mehr hilflos ausgeliefert. Dank der Achtsamkeit habe ich Werkzeuge zur Hand, um auch in schwierigen Zeiten für mich selbst da zu sein und angemessen zu handeln.
Wenn du selbst mit Bipolarität kämpfst oder jemanden kennst, der betroffen, möchte ich dich ermutigen, die Kraft der Achtsamkeit zu erkunden. Es ist kein Allheilmittel, doch es kann ein wertvolles Werkzeug sein, um mit den Höhen und Tiefen des Lebens umzugehen und ein Gefühl der inneren Ruhe zu finden.