Frühling

Die Natur erwacht aus ihrem Winterschlaf, gekitzelt von der Sonne. Im Wald hinter unserem Haus zwitschert ein Vogel sein Lied. Ich liege im Garten in meiner Hängematte und genieße die wärmenden Sonnenstrahlen des Frühlings. So fühlt sich Frühling an. Das Leben ist wundervoll. Ich habe gute Laune – wie der wunderbar fröhliche Vogel.

Die Natur erwacht aus ihrem Winterschlaf, gekitzelt von der Sonne. Im Wald hinter unserem Haus zwitschert ein Vogel sein Lied. Ich sitze im Büro und versuche, mich auf meine Arbeit zu konzentrieren. Kann der Blödmann nicht mal seinen Schnabel halten? Der nervt und stresst mich total!

Die Natur erwacht aus ihrem Winterschlaf, gekitzelt von der Sonne. Im Wald hinter unserem Haus zwitschert ein Vogel sein Lied. Ich bereite unser Mittagessen zu und nehme die Welt um mich herum kaum wahr. Vogelgezwitscher ist in der Küche nicht zu hören.

Drei Situationen, die grundsätzlich identisch sind, und doch zu völlig anderen Ergebnissen führen.

Im ersten Fall erfreue ich mich am Gesang des Vogels. Außerdem bin ich entspannt und gut gelaunt. Das Gezwitscher hebt meine Stimmung noch mehr. Meine gute Laune ist also die „Schuld“ des Vogels. Oder?

Im zweiten Fall kann ich mich nicht konzentrieren, bin vielleicht noch dazu etwas im Stress, weil ich meine Arbeit fertig bekommen möchte. Natürlich ist der Vogel schuld, dass mir der Fokus fehlt. Oder?

Im dritten Fall bekomme ich das Gezwitscher des Vogels gar nicht mit. Der Vogel ist mir völlig gleichgültig – und ich ihm auch. Oder?

Alle drei Fälle zeigen, wie wir mit Situationen umgehen. Wir sehen sie als angenehm, als unangenehm oder als neutral – wobei wir letzteres häufig gar nicht wahrnehmen. Worauf es dabei ankommt, ist unsere innere Haltung in der jeweiligen Situation. Der Rahmen ist immer derselbe. Es ist Frühling und der Vogel zwitschert. Wie es mir mit diesem Gezwitscher geht, liegt an meinem eigenen Rahmen in mir. Bin ich gut gelaunt, lausche ich dem Vogel gern und erfreue mich an ihm. Bei fehlender Konzentration fällt es mir zusätzlich schwer, mich vom Vogel nicht ablenken zu lassen und meine Arbeit zu schaffen.

Worüber ärgere ich mich da denn wirklich? Über den Vogel? Meist ist es doch so, dass ich mich über mich ärgere, über meine Unfähigkeit, die Konzentration aufrechtzuhalten, oder vielleicht darüber, dass ich zu spät mit der Arbeit begonnen habe und nun unter Druck stehe, oder über sonst was.

Wie kann ich nun mit der Situation umgehen, dass sie mich nicht stresst? Da gibt es unterschiedliche Möglichkeiten. Doch alles beginnt mit dem Atem.

Das praktische am Atem ist, dass er immer zur Stelle ist, dass ich ihn immer bei mir habe. Ich atme am besten erst einmal tief durch – vielleicht nicht nur einmal, sondern zwei- oder dreimal. Das beruhigt die ersten Stressreaktionen, die in mir auftauchen. So kann ich meinen Kopf klären und mir überlegen, wie ich weiter vorgehe.

Ich könnte mir ein paar Minuten Zeit nehmen, dem Vogel zu lauschen. Das hebt meine Laune bestimmt. Eine andere Möglichkeit ist, dass ich mir einen ruhigeren Ort suche, um mich besser konzentrieren zu können. Das kann ich auch machen, nachdem ich dem Vogel gelauscht habe. Oder ich setze mir Kopfhörer auf mit Musik, von der ich weiß, dass sie meine Konzentration fördert und nicht behindert. Ich kann mich auf meine Selbstwirksamkeit besinnen, auf meine eigenen Möglichkeiten, die ich habe, um die Situation für mich zum Guten zu ändern.

Welche Ideen habt Ihr? Was könnt Ihr tun, nachdem Ihr durchgeatmet habt?